Lelouch und C.C. saßen bei einer Partie Schach als sie vor der Zimmertür Krach hörten. Laute Stimmen und Lärm, als würden mehrere Menschen miteinander rangeln konnte man vernehmen. Nach kurzer Zeit klopfte es an der Tür.
„Ja bitte?“, rief Lelouch.
Die Tür öffnete sich und Kallen stand vor ihm.
„Dieser Idiot hier“, sie warf einen jungen Mann vor Lelouch, „hat versucht, sich an mir vorbei zu schleichen. Ich vermute, dass er ein Attentäter ist.“
Lelouch sah den jungen Mann, der sich gerade aufrappelte, an. Dieser begann hektisch mit seinen Händen zu wedeln.
„N-Nein nein, ich bin kein Attentäter! Um Himmels willen, ich bin Mechaniker! Ich habe ein neues Computer-Kampf-System für die Knightmare-Frames entwickelt. Eigentlich sollte ich es der Regierung geben, aber ich habe keine Lust es diesen Mordlustigen zu überlassen.“
Lelouch beäugte den jungen Mann. Er schien die Wahrheit zu sagen, doch sicher konnte man nicht sein.
„Was für ein System ist das, das du entwickelt hast?“, wollte er wissen.
Die Augen des Mechanikers begannen zu leuchten.
„Ich nenne es MTR, Mimical Thoughts Reader. Wenn du es installierst, kannst du viel besser kämpfen!“
„Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“
„Oh entschuldigt, mein Name ist Tracer. Ich bin wie gesagt Mechaniker und wurde damit beauftragt, ein neues System zu entwickeln, mit dem man im Kampf viel bessere Chancen auf einen Sieg hat.“
Lelouch sah Tracer nachdenklich an.
„Zeig mir das System.“
Kallen sog die Luft ein.
„Lelouch,, willst du diesem Typen glauben? Was ist, wenn das eine Falle ist?!“, fuhr sie auf.
„Ich glaube nicht, dass mir etwas passieren kann. Ich denke, dass er die Wahrheit sagt. Und wenn es stimmt, was er sagt, haben wir bald eine neue Waffe für den Kampf.“
Kallen antwortete nicht und sah Tracer nur skeptisch an. Lelouch erhob sich und ging in Richtung Halle. C.C., Kallen und Tracer folgten ihm.
„Also, was ist jetzt mit deinem System?“, fragte er an Tracer gewandt.
„Es ist ganz einfach. Du installierst es in deinem Frame und sobald du kämpfen musst, aktiviert sich das MTR.“
„Und was genau soll es machen?“
„Wie der Name schon sagt, liest es deine Mimik. Es ist eigentlich ganz einfach. Vor jeder Bewegung, die man macht, wird die Mimik unbewusst gesteuert. Wenn du dich zum Beispiel nach rechts drehen willst, gehen deine Augen einen Bruchteil vorher nach rechts. Normalerweise sieht man das nicht, weil es eine sehr kurze und für das menschliche Auge nicht bewusst wahrnehmbare Bewegung ist. Mit meinem System erkennt dein Frame in welche Richtung du dich bewegen willst und schickt im selben Moment den Befehl dafür.“
„Wenn ich dich richtig verstehe, heißt das, dass er meine Mimik beobachtet, auswertet und meine Bewegungen im Voraus errechnet und ausführt?“, fragte Lelouch mit nach oben gezogener Braue.
Tracer nickte. „Ja, so in etwa könnte man sagen. Nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht nur auf die Gesichtsmimik beschränkt sondern auf die gesamte Körpermimik. Damit weiß dein Frame instinktiv was du machen willst und kann sich praktisch noch vor dem eigentlichen Befehl in Bewegung setzen. Es hätte auch einen Vorteil bei einem Angriff. Wenn man zum Beispiel aus Schock keinen Finger rühren kann, kann er in der Mimik trotzdem eine Fluchtbewegung sehen und einen aus der Schusslinie bringen. Somit könnte man nicht mehr so leicht getroffen werden. Da das System praktisch gleichzeitig mit einem die Bewegungen „denkt“, kann es sie auch ausführen.“
„Das hört sich für mich etwas zu sehr nach Wunschdenken an. Bist du sicher, dass das System funktioniert?“, wollte Kallen wissen.
„Tja, leider hatte ich noch keine Gelegenheit es auszuprobieren.“, antwortete Tracer etwas verlegen und kratzte sich am Kopf.
„Also gut, dann werden wir das eben jetzt tun. C.C., hol deinen Frame. Wir testen das Ganze System.“
Tracer's Augen leuchteten. „Wirklich? Du willst mein System testen? Oh, danke, genau das wollte ich hören!“
Er freute sich wie ein kleines Kind. Lelouch beachtete ihn nicht. Er stieg in seinen Frame und startete ihn.
„Was ist jetzt mit deinem System?“, rief er.
„Oh ja, richtig. Ich habe es hier auf dem Stick. Ich muss es nur auf deinen Server laden, dann ist es automatisch installiert. Und keine Sorge, man kann es immer löschen.“
Er steckte den Stick an, schlug wie wild auf der Tastatur herum und drückte anschließend auf Enter.
„Jetzt müsstest du es eigentlich installiert haben.“, rief er Lelouch zu.
Dieser blickte auf seinen Bildschirm und sah ein kleines Dreieck in der rechten oberen Ecke.
'Na dann lass uns das doch mal ausprobieren, mal sehen ob es funktioniert.', dachte er sich.
Lelouch und C.C. begaben sich aus der Halle und stellten sich, bereit für einen Kampf, gegenüber. Dann begannen sie zu kämpfen.
Zuerst griff C.C. an. Sie holte aus und zielte direkt auf Lelouch's Gesicht. Dieser wich gekonnt aus und holte gleichzeitig mit seiner rechten Faust von oben aus. C.C. nutzte ihren Schwung allerdings um sich mit ihren Händen auf dem Boden abzustützen und mit einer Rückwärtsdrehung einen Tritt nach Lelouch zu steuern. Im Bruchteil einer Sekunde entschied Lelouch sich hochzuspringen, doch seine Bewegungen waren zu langsam. In diesem Moment merkte er, dass er bereits nicht mehr am Boden war. Sein Frame war gesprungen bevor er auch nur einen Finger hatte rühren können und C.C.'s Angriff ging ins Leere. Lelouch war einen Moment lang perplex. Doch im nächsten überkam ihn Freude und ein siegessicheres Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Schnell ging er zum Gegenangriff über. Die Beiden kämpften wie wild und bereits nach einigen Angriffen wurde klar, dass etwas an Lelouch's Angriffen und seinem Kampfstil anders war. Er schien instinktiv den Bewegungen des Anderen Frames auszuweichen, bevor dieser ihn auch nur berührte.
Kallen stand mit offenem Mund da. Tracer lachte und juchzte und sprang im Kreis.
„Es funktioniert! Jippieh, ich wusste doch, dass es funktioniert!“, schrie er und lachte.
Lelouch begann richtig Spaß dabei zu haben, mit C.C. zu kämpfen. Er wich mühelos ihren Angriffen aus und konnte seine Angriffe schneller landen als er sie denken konnte. Plötzlich war C.C. weg. Lelouch konnte sie nicht mehr sehen. Ein plötzliches Piepsen verriet ihm, dass sie hinter ihm war und einen Schlagangriff gestartet hatte. Lelouch konnte nicht sehen, wie nahe sie war und wollte zuerst nach links ausweichen. Einen Moment später bemerkte er allerdings aus den Augenwinkeln, dass C.C. genau in diese Richtung ihren Schlag setzen wollte und entschied sich für die andere Richtung. Im nächsten Moment lag er auf dem Steuerpult neben Kallen und Tracer.
Tracer schrie entsetzt auf.
„AHHHH! Mein MTR-System!! Ihr habt es kaputt gemacht....“
Heulend saß er neben dem zerstörten Steuerungspult.
Lelouch stieg aus seinem Frame.
„Wie es aussieht ist dein System doch nicht so gut, wie ich dachte. Es ist zwar ausreichend, wenn man genügend Zeit hat um sich einen Ausweg zu suchen und man seinen Gegner sieht. Aber sobald man ihn nicht mehr im Blickfeld hat, kommt dein System nicht mehr mit den schnellen Entscheidungen klar, wies aussieht.“
„Heißt das, mein System ist Schrott? Werdet ihr mich jetzt wieder raus werfen?“, wollte Tracer deprimiert wissen.
Lelouch überlegte kurz.
„Nein, du darfst hier bleiben und das System weiterentwickeln. Kallen, sei so gut und hilf ihm das Steuerungspult wieder aufzubauen. Und dann werdet ihr an dem System arbeiten. Es könnte uns noch nützlich sein.“
Kallen verschränkte die Arme und sah sauer drein. Tracer sah Kallen mit einem verträumten Blick an während Lelouch und C.C. wieder gingen.
„Es war eine gute Entscheidung ihn bei uns zu behalten.“, meinte C.C. ruhig.
„Ich hätte ihn auch ohne den Test hierbehalten. Alleine seine Idee schien mir praktisch zu sein. Der Test diente lediglich zur Überprüfung seiner Aussage. Ich denke, wir werden noch viel von ihm erwarten können. Und vor allem kann er bei den Reparaturen mithelfen.“, sagte Lelouch. Wieder im Zimmer angekommen setzten sie ihre Schachpartie fort.
„Schachmatt, C.C.“, sagte Lelouch nach 3 weiteren Zügen.
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